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Geboren am 13. Oktober 1987 in Saliste; Bedienung im Café

 

Emilia Cārāuşus Lieblingsort ist erst auf den zweiten Blick liebenswert: Der vergoldete Ventilator an der Decke der Cafeteria in Saliste, einem kleinen Ort in der Nähe von Sibiu, schwankt bedrohlich. In der Auslage unter der Theke liegt nichts und die Vorhänge mit den aufgestickten lachsfarbenen Blumen sind vergilbt durch Rauch und Sonne. Doch während der drei Stunden, in denen wir dort den besten Kaffee seit langem trinken, kommen ständig Leute vorbei: Arbeiter, die Mittagspause machen, Freunde und Verwandte. Emilia Cārāuşu kennt alle mit Namen. Sobald ein Gast geht, lässt sie ihre angerauchte Zigarette im Aschenbecher liegen, räumt ab, stellt die Plastikblumen sorgfältig wieder in die Mitte des Tisches auf die Papierserviette, füllt die Zuckerschale nach und rückt die Stühle gerade. Die armreifgroßen schwarzen Kreolen unter ihren blondgefärbten Haaren baumeln bei jeder Bewegung. Danach setzt sie sich wieder zu ihrem Freund, dem das Café gehört. Wenn er den Arm um sie legt, erscheint sie noch schmaler als sie ohnehin schon ist, aber ihre Augen sehen dann weniger müde aus. Und wenn sie mit einem strahlenden Lächeln Bilder von ihren Töchtern zeigt, wirkt sie endlich so jung wie sie ist, 24.

 


 

 

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